Dienstag, 25. November 2008

Sobafest, Ikebana und erster Schnee!






In den letzten Tagen war wirklich ziemlich was los…
Zunächst kamen mal wieder meine Gastschwester, ihr Mann und ihr Baby aus Tokyo übers Wochenende nach Matsumoto.
Am Samstag haben wir das schöne Wetter genossen und haben einen Spaziergang gemacht und zum Abendbrot hab ich mal wieder Kartoffelpuffer gemacht.
Am Sonntag war dann großes Familientreffen und es gab selbst gemachte Soba-Nudeln. Das sind Nudeln aus Buchweizen, die mit verdünnter Sojasauce gegessen werden. Dazu gab’s Tempura – frittiertes Gemüse und Fisch.
Vor dem Familienfest sind wir dann noch mal ganz kurz zu einer Ikebana-Ausstellung gegangen, die um die Ecke stattfand. Ikebana ist japanische Blumensteckkunst und sieht echt beeindruckend schön aus.
Und als ich dann am Montagabend vorm Schlafengehen noch mal ausm Fenster geschaut habe, da hat’s doch tatsächlich geschneit. Mein erster japanischer Schnee!!!
Das Fahrradfahren am Dienstagmorgen in die Schule war nicht das angenehmste, denn es war echt ziemlich matschig…aber der erste Schnee gibt mir dann noch schon ein bisschen Weihnachtsstimmung und mit Schnee können wir in Sport auch wohl oder übel nun auch keine Softtennis mehr draußen (!!) spielen – ein Glück, denn es wurde seit letzter Woche echt schon ziemlich unangenehm bei etwa 3°C draußen zu spielen…brr!

Sarah

Samstag, 22. November 2008

Kunstmuseum Matsumoto

Am Freitag war ich mit meiner Mutter nach der Schule (also 19.00) im Kunstmuseum. Es ist gerade eine Ausstellung eines Künstlers, der aus Matsumoto stammt, da. Er lebte im späten 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts. Sein Stil ähnelt dem des Meister Hokusai. Er starb mit 37 Jahren.
Seine Bilder sind wirklich beeindruckend und man hat wieder gemerkt, wie wichtig die Jahreszeiten im Leben der Japaner sind, denn etwa 2/3 der Bilder waren Jahreszeiten zugeordnet.
Am beeindruckendsten fand ich ein Bild, das nur mit schwarzer Farbe gemalt war. Es zeigte einen Wasserfall und das Bild war eben insgesamt in allen möglichen Graustufen gehalten. Bis auf drei rote Punkte. Diese Punkte waren, wenn man näher ran ging, rotfarbene Ahornblätter wie sie berühmt für Japan sind. Drei Stück nur und wirklich winzig. Aber sehr beeindruckend.
Außerdem hat er ein Bild von einem Hasen gemalt. Ich kann mich noch vom Kunstunterricht her an ein Bild von einer Tierstudie von Albrecht Dürer erinnern. Im Vergleich zu dem Bild des japanischen Künstlers, ist Dürers fast schon schlicht… wenn man das Bild (das japanische!!) von nahem betrachtete, hatte man das Gefühl, es wären keine Striche die das Fell ausmachten, sondern tatsächliches Fell. Es sah sooooo unglaublich weich und echt fellig aus…unglaublich! Jeder einzelne kleine feine Strich war genaustens überlegt und vorsichtig gezeichnet…wow!

Sarah

Donnerstag, 20. November 2008

Erste Batterie Verpflegung Nahrungsmittel angekommen



- - - - Meldung von der japanischen Süßigkeiten Front: Der Winter ist eingebrochen, erste Weihnachtsbäume in japanischen Haushalten stehen schon geschmückt in der Ecke, Verpflegungspaket angekommen - - - -

Heute ist also endlich das lang ersehnte Süßigkeitenpaket im viiiiiiel zu kalten Matsumoto angekommen. Es enthielt: Butterspekulatius, Schokoweihnachtsmänner, Marzipanpralinés, Dominosteine, Lindt Schoko-Kugeln-mit-Mandel-innen-drin-und-Puderzucker-oben-drauf und diese äußerst leckeren Lebkuchen-Schoko-Herzen….
Hach…da ist einem doch schon viel weihnachtlicher zumute. Mittlerweile bin ich echt schon frustriert, über das Weihnachten in Japan und wünsche mir nichts mehr, als Weihnachten kurz nach Hause zu gehen und danach gleich wieder nach Japan zu gehen, um hier das Neujahr zu erleben. Naja, ich werde mich wohl meinem Schicksal ergeben „müssen“ und einfach das beste draus machen. Also: her mit den Süßigkeiten, Adventskalendern, Strohsternen, Lebkuchen und natürlich: Geschenkpapier!
Der Ofen im Klassenzimmer wir übrigens mittlerweile auch benutzt und es ist fast schon angenehm warm. Wenn man allerdings auf den Flur oder aufs Klo gehen will, stirbt man den Kältetod!
Ansonsten freut sich hier jeder auf den ersten Schnee – ausschließlich mir. Ich hab echt ne heiden Angst, bei Schnee und Minusgraden per Fahrrad in die Schule zu fahren…waaaah! Naja, da muss ich aber durch als Lurch. Aber dafür gibt es in den unzähligen Getränkeautomaten ja seit Ende Oktober auch warme Getränke! Das ist echt total praktisch

Sonntag, 16. November 2008

Wochenzusammenfassung








Zur Zeit habe ich unter der Woche nie wirklich Zeit und Lust mich abends noch hinzusetzen und den Blog zu schreiben. Also kommt hier nun die Wochenzusammenfassung – angefangen mit letztem Samstag.

Samstag, 08.11.08
Es ist 13.00 Uhr, es sind zwischen 8 und 10°C draußen und ich sitze im Baseballstadion von Matsumoto und hoffe, dass die nächsten 3-4h nicht ganz so kalt oder gar langweilig werden.
Mein erstes Baseballspiel live! Die Mannschaften: „Golden Golds“ vs. „…“ . Das eine Team gehört einem japanischen Comedian: „Kin-chan“ (金ちゃん – „kin“ steht für Gold und „chan“ ist eine Art Koseform für Namen…ich werde von meiner Familie nur Sarah-chan gerufen und auch so vorgestellt…das „chan“ hat was Warmes und Nettes an sich). In diesem Team hat sogar eine Frau mitgespielt! Also das Baseballspiel war mehr zum Spaß haben für die Familien an einem Samstagnachmittag und kein Spiel um einen Tabellenplatz oder so. Aber es war trotzdem spannend…! Das Tollste waren immer die Bälle die ins Publikum geflogen kamen – und das war ziemlich oft. Man musste also aufpassen, dass man keinen vor den Kopf bekommt…

Montag, Dienstag; 10./11. 11.08
Schule. Im Schulhaus/ Klassenraum ist es mittlerweile genauso kalt wie draußen und ich ziehe meine Jacke, wenn ich im Klassenzimmer morgens ankomme schon gar nicht mehr aus. Am Schlimmsten ist immer noch der Musikraum…brr… In Musik behandeln wir im Übrigen gerade Intervalle, was aber von Stunde von Stunde schwerer für mich wird, da ich die Schriftzeichen nicht mehr verstehe und „ Do, Re, Mi, Fa, So, La, Shi, Do““ immer erst in „C, D, E, F,G, A, H, C“ umwandeln muss.
In den täglichen 10 Minuten Klassenleiterstunde wurde uns dann freudig berichtet, dass ab Montag dann die Öfen angefeuert werden dürfen…endlich!

Mittwoch – Freitag; 12.-14.11.08
Ab Mittwoch hatte ich dann frei, da ja mal wieder Tests sind und ich in dieser Zeit keine Schule habe.
Mittwoche hab ich erstmal Großreinigung meiner beiden Zimmer gemacht, hab mein Futon gelüftet, und generell aufgeräumt. Danach bin ich bei etwa 20°C in die Stadt gefahren und hab Zutaten für meinen Lebkuchen-Kuchen gekauft. Im Buchladen hab ich dann eine Mitschülerin getroffen, mit der ich u.a. immer Mittagesse und ihre Mutter. Daraufhin hab ich beschlossen, mit meine erste japanische Modezeitschrift zu kaufen, namens „Mina“.
Der Lebkuchen ist mir gelungen, meine Gasteltern waren vollauf begeistert und ich hatte einen schönen Tag hinter mir.
Donnerstag bin ich bei schönstem Wetter in die Stadt gefahren und war fett shoppen, hab schöne Photos gemacht und hab mir ein paar japanische Leckereien gegönnt.
Freitag war ich wieder shoppen, hab Mitbringsel gekauft und Eier für den Hefezopf, den ich backen wollte.
Der Hefezopf war der erste Hefezopf meines Lebens, den ich gebacken habe und ich war echt erstaunt, dass er so gut geworden ist, nachdem ich zunächst den Hefeteig fertiggeknetet hatte und daraufhin feststelle: Sarah, du hast die weiche Butter, die in der Mikrowelle steht vergessen…was nun? Also hab ich mein Bestes gegeben und die Butter noch dazugeknetet und oh Wunder – es sah zum Ende hin ganz gut aus!
Meine Gasteltern waren wieder begeistert, als sie nach Hause kamen und ihnen ein süßlicher Geruch in die Nase steigt und auf dem Tisch ein riesiger Hefezopf liegt…geschmeckt hat’s ihnen auch!
Samstag, 15.11.08
Äpfelpflücken war angesagt! Ich bin mit meiner Gastmutter zur Apfelplantage von ihrer Cousine gefahren und haben uns dort anderthalb Stunden an dem eigenen Apfelbaum meiner Gastfamilie bemüht, alle Äpfel zu pflücken – und das waren nicht wirklich wenig.
Die Äpfel waren riiiiiiesig und richtig schön rot. Herbstäpfel, genannt: Fuji.
Dann sind wir so gegen 16.00 Uhr wieder Richtung Matsumoto gefahren (In der Zwischenzeit haben wir noch ihren jüngeren Bruder besucht und Ramen gegessen – äußerst leckere Art Nudelsuppe). Und das war dann auch schon so gut wie alles für den Samstag.
Ansonsten stehen vor allen großen Kaufhäusern nun Weihnachtsbäume, schön kitschig geschmückt, in den Kaufhäusern läuft Weihnachtsmusik und ich bin immer noch sprachlos über den Fakt, dass ich dieses Jahr am 24., 25., und 26.12 zur Schule gehen muss…tzz…!

Bis bald, sarah

Donnerstag, 6. November 2008

Kamikochi – Reloaded.







Während also gerade ein Schwarzer zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika designiert wurde, der Euro bei 126 Yen liegt (vorige Woche waren wir bei 115 Yen und als ich nach Japan geflogen bin waren es 158 Yen), und weiterhin die Eisschollen an den Polen schmelzen, befinde ich mich auf einer Insel zwischen deren gleichnamiger See und dem Pazifischen Ozean und die an der geologischen Bruchzone dreier tektonischer Platten liegt, die flächenmäßig 20.651 km² größer ist als die Bundesrepublik Deutschland und 1,5 mal so viele Einwohner hat.
Okay, lange Rede kurzer Sinn - kommen wir zum Hauptmenü.
Nachdem ich ja schon einmal in Kamikochi, dieser Art Nationalpark, war und den Herbst von seiner schönsten Seite bewundern durfte, war nun am Wochenende der Winteraspekt an der Reihe.
Ich werde wieder mal die Bilder für sich sprechen lassen…
Das Highlight allerdings waren…(spannung)… die Affen!!! Ich hab tatsächlich das erste mal in meinem Leben freilebende Affen gesehen. Die Japanischen-Alpen-Affen! Wir standen gerade an einem Kiosk, wo おやき(oyaki) verkauft wurde. Das ist eine Art Hefeklöße ( aber ich glaube der Teig ist auch irgendwie aus Reis…keine Ahnung, aber die Konsistenz ist in etwa wie Hefeklöße), gefüllt mit Miso-Auberginen-Füllung oder Kürbis oder Gehacktes und Kraut und und und… Ich stehe also gerade am Weg mit einer Tüte dieser おやき in der Hand, als es auf einmal hinter mir unruhig wird: Ein Affe ist auf den Kiosk zugesprungen und hat sich eins der Oyakis klauen wollen. Nachdem dann der mutige Koch ihn mit ein paar Steinen vertrieben hat und sich der Affe auf einem nahe stehenden Baum niedergelassen hatte, hatte ich Zeit meine Kamera hervorzukramen und ein paar Schnappschüsse zu machen.
Ja, das war mein Samstag. Am Sonntag bin ich allein (!!) per Fahrrad in die Stadt gefahren, hab ein paar Souvenirs gekauft und den letzten warmen Herbsttag genossen.
Am Montag hatten wir frei – Tag der Kultur. Deswegen sind wir – meine Gastmutter und ich – zu einem Kulturfestival der Highschools von Matsumoto gegangen. Es wurden Bilder und Photos ausgestellt, es gab ein Konzert und ein Tanzfestival. Ich hab auch ein paar Mitschüler getroffen und meine Schule war ziemlich gut beim Tanzen. Es war Hip-Hop und es war die einzige Gruppe, wo auch zwei Kerle mitgetanzt haben.
Dienstag war dann wieder Schule und wir haben endlich unseren Ofen bekommen, yes!
Mittwoch war nach dem Unterricht ein zweistündiger Vortrag zu Menschenrechten (hat mein Lehrer gesagt), aber es ging – so weit ich es richtig verstanden hab – um Lepra und eine Hansenkrankheit. Diese Veranstaltung war wieder für die ganze Schule und somit haben wir uns wiedermal in die Turnhalle begeben und zwei Stunden auf dem Fußboden zu verweilen…
Abends hatte ich dann wieder Volleyballtraining und ich merke sogar schon ein paar Vortschritte.
Im Sportunterricht bereichern wir den Tennisplatz: Softtennis ist angesagt! Und das bei 10-15°C...! Äußerst angenehm...
Ja, so viel zu dieser Woche. Morgen backe ich vielleicht Lebkuchen, mal schauen.

Bis bald, Sarah.